Kopfschmerzen bei Kindern

Basiswissen

Kopfschmerz ist der häufigste von Kindern/Jugendlichen beklagte Schmerz (1). Weltweite Studien an Schülern zwischen dem 5. und dem 20. Lebensjahr zeigen eine Kopfschmerzprävalenz von circa 60%, aktuelle Daten aus Deutschland weisen darauf hin, dass mehr als 2/3 der Schüler regelmäßig Kopfschmerzen haben (2). Nach Einsetzen der Pubertät entwickeln sich die Kopfschmerzprävalenzen für Jungen und Mädchen deutlich auseinander: Mädchen ab der Pubertät leiden deutlich häufiger an Kopfschmerzen. Hintergrund sind hormonelle Einflüsse auf die Kopfschmerzauslösung.
Die Ätiologie der Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen wird in erster Linie durch eine ausführliche Anamnese und eine umfassende neurologische Untersuchung mit Identifikation eventueller Risikofaktoren eingeschätzt. Dabei erfolgt die diagnostische Einordnung in primäre oder sekundäre Kopfschmerzen. Letztere treten bei Kindern seltener auf als primäre Kopfschmerzen (z.B. Migräne, Spannungskopfschmerz). Sekundäre Kopfschmerzen bei Kindern können in Zusammenhang mit Arachnoidalzysten, Arnold-Chiari-I-Malformation, Sinusitis, vaskulären Malformationen, intrakraniellen Blutungen, Meningitis, erhöhtem Hirndruck und auch Hirntumoren auftreten. „Red Flags“, die weiterführende Diagnostik verlangen, sind: systemische Symptome, neurologische Defizite, akuter Beginn, okzipitale Lokalisation, Kopfschmerzinduktion im Valsalva-Manöver, positionsabhängiger Kopfschmerz, progressiver Kopfschmerz, leere Familienanamnese der Eltern für Kopfschmerz, Alter < 6 Jahre. Ein routinemäßiges kranielles MRT wird nicht empfohlen. Bei fehlenden neurologischen Defiziten zeigen sich nur selten auffällige MRT-Befunde.

Das muss beachtet werden

Migräne und Spannungskopfschmerzen sind die häufigsten primären Kopfschmerzen im Kindesalter. Migräne im Kindesalter wird in Anlehnung an die Diagnosekriterien der IHS (3) diagnostiziert. Allerdings sind Unterschiede im Ablauf der Migräneattacken bei Kindern zu beachten. Kleinere Kinder reagieren besonders deutlich mit einer Verhaltensänderung, unterbrechen das Spiel, ziehen sich zurück und möchten liegen. Typisch ist, dass Kinder mit Migräne einschlafen und kopfschmerzfrei aufwachen, die Migräneattacken bei Kindern dauern häufig nur 1 oder 2 Stunden an. Weitere Informationen dazu sind auf der DMKG-Homepage erhältlich (4).

Empfehlungen für Ärzte

Migräneattacken bei Kindern und Jugendlichen sollten neben Allgemeinmaßnahmen wie Ruhen und Kühlung medikamentös mit Ibuprofen behandelt werden (10 mg/kg Körpergewicht als Einzeldosis). Bei Bedarf können Antiemetika eingesetzt werden (Dimenhydrinat bei Kindern > 3 Jahre, Domperidon). Ergänzend kommen bei Kindern > 12 Jahre Triptane zum Einsatz (Sumatriptan, Rizatriptan). ASS sollte bei Kindern bis 12 Jahren aufgrund des Risikos für ein Reye-Syndrom (Leberfunktionsstörung, Enzephalopathie) nicht eingesetzt werden (4, 5).

Bei chronischen Kopfschmerzen steht eine sekundärpräventive Behandlung, zunächst in Form von Edukation und konsequenten Verhaltensänderungen, im Vordergrund. Interdisziplinäre Gruppentherapieprogramme zeigen hier sehr gute Effekte (4, 5, 6).

 

Referenzen

  1. Goodman JE, McGrath PJ. The epidemiology of pain in children and adolescents: A review. Pain (1991); 46:247-264.
  2. Nieswand V, Richter M, Berner R, von der Hagen M, Klimova A, Roeder I, Koch T, Sabatowski R, Gossrau G. The prevalence of headache in German pupils of different ages and school types. Cephalalgia. (2019);39(8):1030-1040.
  3. Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS) The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia. 2018 Jan;38(1):1-211.
  4. http://www.dmkg.de
  5. S1 Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“.
  6. Richter M, Gruhl E, Lautenschläger E, Müller T, Schumann F, Skiera D, Theisinger A, Zimmer U, Berner R, von der Hagen M, Sabatowski R, Hähner A, Gossrau G. DreKiP – ein ambulantes Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen. Schmerz. (2018); 32(1):17-29.

 

Letzte Aktualisierung: 04. September 2019
Autor: Priv.-Doz. Dr. Gudrun Gossrau

 

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