5. September 2023 – Mehr als 40 Prozent aller Patientinnen und Patienten sprechen in spezialisierten Einrichtungen unzureichend auf Triptane an oder brechen die Therapie wegen Unverträglichkeit ab. „Triptane sind zwar die effektivste Therapieoption bei einer akuten Migräneattacke. Wir müssen aber mit diesen neuen Erkenntnissen aus unserem Kopfschmerzregister leider von einer Unterversorgung der Betroffenen sprechen“, berichtete PD Dr. med. Tim Jürgens, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), anlässlich des Deutschen Kopfschmerztags am 5. September. Möglich machten diese aktuelle Erkenntnis die DMKG-App und das angeschlossene Kopfschmerzregister zur wissenschaftlichen Auswertung. „Mehr als 11.000 Personen nutzen bereits die Kopfschmerz-App der DMKG“, so Dr. med. Victoria Ruschil, Neurologin am Universitätsklinikum in Tübingen. Sie ermöglicht nicht nur, dass Kopfschmerzpatientinnen und -patienten mit ihren Ärztinnen und Ärzten interagieren können – die Real-World-Daten fließen auch anonymisiert in ein wissenschaftliches Kopfschmerzregister ein, um ein besseres Verständnis der Versorgungsrealität zu gewinnen und Diagnostik sowie Behandlung zu optimieren.
Triptane: unzureichende Wirksamkeit oder Verträglichkeit bei 42,5 % der Betroffenen
Nach den aktuellen Leitlinienempfehlungen sind Triptane derzeit die effektivste Therapieoption bei der akuten Migräneattacke. Real-World-Daten des Kopfschmerzregisters der DMKG zeigen aber, dass ein unzureichendes Ansprechen auf Triptane bzw. eine Unverträglichkeit des Medikaments doch häufiger ist als bislang gedacht. Von 2.284 Migränepatientinnen und -patienten in spezialisierten Zentren und Praxen wiesen 42,5 % eine unzureichende Wirksamkeit und/oder eine Unverträglichkeit von mindestens einem Triptan auf, 13,1 % von zwei oder mehr Triptanen und 3,9 % von drei oder mehr. Diese Auswertung zum deutschen Versorgungsalltag zeige erstmals, dass in dieser Personengruppe eine relevante Unterversorgung bestehe, so PD Dr. Jürgens. Im Gruppenvergleich zeigte sich außerdem, dass diese Menschen von häufigeren und intensiveren Kopfschmerzen betroffen sind, bei ihnen öfter eine chronische Migräne ab 15 Kopfschmerztagen pro Monat (8 davon müssen eine Migräne sein) diagnostiziert wurde und sie durch den Kopfschmerz stärker beeinträchtigt sind. Das zeigt, wie wichtig es ist, Migräneattacken und ihrer Behandlung einen höheren Stellenwert einzuräumen, bevor sie chronifizieren und damit häufiger und stärker ausfallen. Eine interessante Option stellen hier neue Präparate wie die Ditane und Gepante dar, die Wirksamkeit auch bei einem Nichtansprechen auf Triptane gezeigt haben.
DMKG-App und Kopfschmerzregister: der smarte Kopfschmerzkalender für Betroffene und Forschung
Zentraler Bestandteil des Kopfschmerzregisters ist die DMKG-App. „Mehr als 11.000 Personen nutzen bereits die Kopfschmerz-App der DMKG“, so Dr. Victoria Ruschil, Neurologin am Universitätsklinikum in Tübingen. Die App kann kostenfrei aus den App-Stores geladen und zur Dokumentation von Kopfschmerztagen genutzt werden. Der digitale Helfer legt den Fokus auf eine einfache, zeitsparende Erfassung von behandlungsrelevanten Informationen wie Art und Frequenz der Kopfschmerzen, Medikamenteneinnahme und Therapieerfolg. „Bei einer Umfrage unter den App-Nutzerinnen und -Nutzern im Herbst 2022 fiel das Feedback zur App sehr positiv aus“, so Dr. Ruschil. „Besonders gelobt wurden die Übersichtlichkeit der App und die Möglichkeit der grafischen Auswertung der erfassten Informationen für den Arztkontakt.“
Das Kopfschmerzregister ermöglicht den Teilnehmenden in Ergänzung der DMKG-App eine digitale Vernetzung mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin via Internetportal. Die hierbei dokumentierten klinischen Daten stehen der DMKG für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung und tragen so zu einem besseren Verständnis von seltenen Kopfschmerzerkrankungen und unterschiedlichen Krankheitsverläufen bei. Behandlungsrelevante Fragestellungen, etwa wie unterschiedlich Personen mit Kopfschmerzattacken auf das gleiche Schmerzmittel ansprechen, konnten von der DMKG bereits wissenschaftlich ausgewertet werden. Ergebnisse sind die große Heterogenität der Wirkung und Akzeptanz der Triptane sowie die eingeschränkte Effektivität der Akuttherapie bei Patientinnen und Patienten mit bereits chronifizierter Migräne.
www.kopfschmerzregister.de
Die Aufzeichnung der Pressekonferenz finden Sie in Kürze hier: Online-Pressekonferenz
Fachlicher Kontakt für Medien
PD Dr. med. Tim Jürgens
Präsident der DMKG, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Güstrow
TimPatrick.Juergens@med.uni-rostock.de
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Initiativenbüro »Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen«
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Pressesprecher der DMKG: PD Dr. med. Charly Gaul
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG, www.dmkg.de) ist seit 1979 die interdisziplinäre wissenschaftliche Fachgesellschaft für Kopf- und Gesichtsschmerzen, in der Ärzt:innen, Psycholog:innen, Physiotherapeut:innen, Pharmakolog:innen und Apotheker:innen organisiert sind. Die DMKG setzt sich für die Verbesserung der Therapie der vielen Millionen Patient:innen in Deutschland mit akuten und chronischen Kopfschmerzen ein. Die Fachgesellschaft fördert die Forschung und organisiert Fortbildungen für medizinische Fachberufe sowie einmal jährlich gemeinsam mit der Deutschen Schmerzgesellschaft den Deutschen Schmerzkongress.
Mit der Initiative »Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen« will die DMKG die Kopfschmerzversorgung verbessern. Im Fokus stehen Migräne, Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch, Kopfschmerz vom Spannungstyp und Clusterkopfschmerz. Das Angebot richtet sich an alle, die in der Versorgung von Kopfschmerzpatient:innen tätig sind: www.attacke-kopfschmerzen.de. Die Initiative wird finanziell unterstützt von den Unternehmen AbbVie, Lilly, Lundbeck, Novartis und Teva. Alle fachlichen Inhalte sind von Expertinnen und Experten aus den Reihen der unabhängigen DMKG ehrenamtlich verfasst und nicht von Werbebotschaften beeinflusst.