Behandlung der chronischen Migräne mit Botulinumtoxin

Basiswissen

Botulinumtoxin ist ausschließlich zur Behandlung der chronischen Migräne zugelassen. Es ist bei der episodischen Migräne nicht wirksam. Gemäß der aktuell gültigen Klassifikation kann man die Kriterien für eine chronische Migräne wie folgt zusammenfassen: Sie entwickelt sich aus einer episodischen Migräne, wobei es im Verlauf zu einer steten Zunahme der Kopfschmerztage kommt. Die Klassifikationskriterien sind erfüllt, wenn migräne- oder spannungskopfschmerzartige Kopfschmerzen seit über 3 Monaten an ≥15 Tagen/Monat auftreten und an mindestens 8 Tagen die Kriterien für eine Migräne mit bzw. ohne Aura erfüllen oder auf eine migränespezifische Akuttherapie mit Triptanen oder Ergotaminderivaten (in Deutschland eher unüblich, häufiger bei Patienten aus dem Ausland anzutreffen) ansprechen. 

Wichtig zu wissen

Die chronische Migräne führt zu einer besonders hohen Beeinträchtigung der Betroffenen und ist häufig mit Komorbiditäten wie Depression, Angststörungen oder anderen chronischen Schmerzen assoziiert. Mindestens die Hälfte der Betroffenen weist zudem einen Übergebrauch von Akutmedikation auf. Im Vorfeld einer Behandlung mit Onabotulinumtoxin sollte mindestens ein leitliniengerechter Versuch mit einer oralen medikamentösen Migräneprophylaxe erfolgt sein. Falls keine Kontraindikation besteht, sollte Topiramat versucht worden sein, da Topiramat bei der chronischen Migräne im Vergleich zu den anderen oralen Prophylaktika am besten untersucht ist.

Grundsätzlich sollte Botulinumtoxin in dieser Indikation nur von Neurologen eingesetzt werden, die in der Diagnose und Therapie chronischer Kopfschmerzen erfahren sind.

In Studien war Onabotulinumtoxin bei Patienten mit gleichzeitig bestehendem Medikamentenübergebrauch ebenso gut wirksam wie bei Patienten ohne begleitenden Medikamentenübergebrauch.

In der Praxis werden jeweils 5 Einheiten Onabotulinumtoxin nach dem Injektionsschema der PREEMPT Studien (Phase 3 REsearch Evaluating Migraine Prophylaxis Therapy, PREEMPT 1 und 2) alle 12 Wochen an 31 Punkten in die perikranielle Muskulatur injiziert. Bei Bedarf sind weitere 40 Einheiten entsprechend dem „Follow the pain“-Prinzip zusätzlich möglich.

Empfehlung für Ärzte

Die Behandlung mit Onabotulinumtoxin ist eine wichtige zusätzliche Therapieoption für Patienten mit chronischer Migräne. Die Behandlung ist für die meisten Patienten sehr gut verträglich. Komplikationen wie z.B. das vorübergehende Auftreten einer Ptosis durch die muskellähmende Wirkung von Botulinumtoxin sind bei entsprechender Erfahrung des Behandlers meist vermeidbar. Wichtig ist, bei so schwer von Migräne betroffenen Patienten zu bedenken, dass eine reine Pharmakotherapie meist unzureichend ist. Ziel der Behandlung sollte immer sein, in einem multimodal angelegten Therapiekonzept zu behandeln, ggf. den Medikamentenübergebrauch zu beenden und Komorbiditäten mit zu berücksichtigen.

 

Referenzen

 

Letzte Aktualisierung: 2. September 2019
Autor: Dr. med. Ozan Emre Eren

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