Migräneprophylaxe: essenzielle Informationen für den Patienten

Basiswissen

Patienten müssen vor Einleitung einer medikamentösen Prophylaxe über folgende Punkte informiert werden: potenzielle Nebenwirkungen, potenzielle Wechselwirkungen (i. B. Pille), verzögerter Wirkeintritt, Therapiedauer, flankierende Maßnahmen, wie Lebensstil, Sport, Stressabbau sowie die prophylaktische Wirkstärke. Da die meisten Patienten in Deutschland eine Krankenversicherung haben, stehen die Therapiekosten für die Patienten in aller Regel nicht im Vordergrund.

Herausforderung Adhärenz

Ca. 50% der Migränepatienten, die eine prophylaktische Medikation beginnen, brechen die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen oder fehlendem Ansprechen vorzeitig ab. Die Aufklärung ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für die Compliance der Patienten (1, 2).

Empfehlungen für Ärzte

Eine realistische Zielvorgabe für eine Prophylaxe ist die Reduktion der Kopfschmerzhäufigkeit um 50%. Eine Heilung kann durch die Prophylaxe nicht erreicht werden. Ihre Patienten werden eine bessere Adhärenz zeigen, wenn sie zudem wissen, dass die medikamentöse Prophylaxe nicht sofort einsetzt, sondern in ihrer Wirksamkeit frühestens nach 8-wöchiger Einnahme in ausreichender Dosierung beurteilt werden kann. Hierfür ist ein Kopfschmerztagebuch hilfreich.
Die Angst vor Nebenwirkungen beruht oft auf dem Umstand, dass die Substanzen verschreibungspflichtig sind und noch bei anderen Indikationen als der Migräne zur Anwendung kommen. Herkömmliche Migräneprophylaktika wurden zwar für andere Indikationen entwickelt. Sie haben aber davon unabhängig eine eigenständige migräneprophylaktische Wirkung, die durch Studien sehr gut belegt ist.
Alle Substanzen zur Migräneprophylaxe können mit den frei verkäuflichen Akutmedikamenten und den Triptanen kombiniert werden. Über die Möglichkeit einer verminderten Wirksamkeit oraler kontrazeptiver Kombinationsprodukte und vermehrter Durchbruchblutungen ist nur bei Einstellung auf Topiramat (in höheren Dosierungen) aufzuklären.
Vieles spricht dafür, dass die Kombination von medikamentösen und nicht medikamentösen Verfahren der jeweiligen Monotherapie überlegen ist (3). Idealerweise werden deshalb beide Optionen in Kombination eingesetzt. Wobei nicht medikamentöse Maßnahmen dauerhaft praktiziert werden sollten, um eine langfristige medikamentöse Therapie entbehrlich zu machen. Die Indikation für eine medikamentöse Prophylaxe sollte nach 6–12 Monaten Therapiedauer überprüft werden. Oft gelingt dann ein Auslassversuch.

 

Referenzen

  1. Hepp Z, Bloudek LM, Varon SF. Systematic review of migraine prophylaxis adherence and persistence. Journal of managed care pharmacy: JMCP. 2014;20(1):22-33.
  2. Hepp Z, Dodick DW, Varon SF, Gillard P, Hansen RN, Devine EB. Adherence to oral migraine-preventive medications among patients with chronic migraine. Cephalalgia: an international journal of headache. 2015;35(6):478-88.
  3. Holroyd KA, Cottrell CK, O'Donnell FJ, Cordingley GE, Drew JB, Carlson BW, et al. Effect of preventive (beta blocker) treatment, behavioural migraine management, or their combination on outcomes of optimised acute treatment in frequent migraine: randomised controlled trial. BMJ (Clinical research ed). 2010;341:c4871.

 

Letzte Aktualisierung: 28. August 2019
Autor: Katharina Kamm

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